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Leben und freizeit

Ratten

Klischee trifft Realität:

Was wir über Ratten zu wissen glauben – und was wirklich zählt

Kaum ein Tier ruft so starke Reaktionen hervor wie die Ratte: Sie gilt als schmutzig, gefährlich und unheimlich – ein Sinnbild für Krankheit und Verfall. Szenen aus dunklen Gassen oder aus Filmen wie „Der Rattenfänger von Hameln“ prägen unser Bild bis heute. Doch wie viel davon entspricht der Realität? Und wie sollten wir als moderne Gesellschaft mit diesen intelligenten Tieren wirklich umgehen?

Tatsächlich sind Ratten keine seuchenverbreitenden Monster, sondern anpassungsfähige Wildtiere, die sich hervorragend an die vom Menschen geschaffene Umwelt angepasst haben. Sie nutzen unsere Abfälle, unsere Kanalisation – und unsere Unachtsamkeit. Wer das Verhalten der Ratten versteht, erkennt schnell: Nicht Gift, sondern gezielte Vergrämung und saubere Lebensbedingungen sind insbesondre im privaten Bereich der Schlüssel zu einer nachhaltigen Lösung.

Ratten - Teil des urbanen Ökosystems.


Rattenbekämpfung mit Augenmaß

Wenn es zu einem größeren Rattenaufkommen im öffentlichen Raum kommt, beauftragt die Verwaltung fachkundige Schädlingsbekämpfer, die punktuell arbeiten. Diese setzen ausschließlich in Deutschland zugelassene Mittel ein, die den geltenden gesetzlichen Vorgaben entsprechen und kontrolliert sowie nur im notwendigen Umfang ausgebracht werden.

Im privaten Bereich ist es besonders wichtig, dem Rattenbefall vorzubeugen und frühzeitig auf vermeidende Maßnahmen zu setzen. Denn: Je weniger Futterquellen und Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden sind, desto seltener kommt es überhaupt zu einem Befall – und der Einsatz von Bekämpfungsmitteln kann vermieden werden.

Vergrämung: Den Lebensraum unattraktiv machen

Eine tierschonende und langfristig wirkungsvolle Methode der Rattenbekämpfung ist die Vergrämung – also die gezielte Vermeidung attraktiver Lebensbedingungen für Ratten. Dabei geht es darum, den Tieren die Grundlage für eine dauerhafte Ansiedlung zu entziehen.

Zentrale Maßnahmen der Vergrämung sind:

  • Nahrungsquellen beseitigen: Ratten leben dort, wo sie Futter finden. Offene Mülltonnen, nicht geschützte Komposthaufen, achtlos weggeworfene Essensreste oder ungesicherte Vorräte bieten ideale Bedingungen. Auch übermäßiges und unsachgemäßes Füttern von Wildvögeln zieht oft ungewollt Nager an.
  • Zugang erschweren: Gebäude, Kellerschächte, Müllräume und Lagerräume sollten regelmäßig auf mögliche Zugänge geprüft und fachgerecht gesichert werden. Auch dichte Gitter an Lüftungsschächten und Abflüssen helfen, Ratten fernzuhalten.
  • Toiletten nicht als Müllschlucker nutzen: Vielen ist nicht bewusst, dass die Kanalisation kein Lebensraum, sondern ein Wegenetz für Ratten ist – mit zahlreichen Zugängen direkt in Wohngebiete. Was über Toiletten und Spülen entsorgt wird, landet oft direkt in diesem „Untergrundnetzwerk“ und bietet Nahrung. Essensreste, Fette und Öle gehören deshalb niemals in die Toilette oder den Ausguss, sondern in den Restmüll oder die Biotonne.

Vergrämung schützt dabei nicht nur die Tiere, sondern auch die Umwelt: Es wird ein entscheidender Beitrag geleistet, um Mensch, Tier und Natur in Einklang zu bringen – ganz ohne Gift.

Ratten sind Teil des urbanen Ökosystems

Ratten sind anpassungsfähige und intelligente Wildtiere, die lernen, beobachten und kommunizieren. Ihre Anwesenheit ist nicht Ausdruck mangelnder Hygiene, sondern ein Nebeneffekt menschlicher Siedlungsweise. Sie sind nicht „Feinde“, sondern Teil eines Ökosystems, das wir selbst mitgestalten – und für das wir Verantwortung tragen.

Die Bekämpfung von Ratten sollte daher nicht reflexartig, sondern mit Sachverstand erfolgen. Idealerweise sollte zugunsten tiergerechter, wirksamer und umweltverträglicher Maßnahmen auf das Ausbringen von Gift verzichtet werden. Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften, Privatpersonen und Gewerbe sind gleichermaßen gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Aufklärung, Prävention und konsequente Abfallhygiene sind der Schlüssel zu einem dauerhaften Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier – im Ort, im Garten, am Kanal.

Rattensichtung: Was tun?

Rattensichtungen sollten grundsätzlich ernst genommen und sachgerecht eingeordnet werden. Wichtig ist dabei, zwischen öffentlichem und privatem Bereich zu unterscheiden: Im öffentlichen Raum – etwa auf Straßen, Plätzen, an Gewässern oder in der Kanalisation – bittet die Verbandsgemeinde um eine entsprechende Mitteilung an die Infozentrale unter 07276 5010 oder per E-Mail an info@herxheim.de.

Im privaten Bereich liegt die Verantwortung beim Grundstückseigentümer. Wenn die Vergrämung keine Wirkung zeigt und das Rattenaufkommen nicht zurückgeht, sollte ein zertifizierter Schädlingsbekämpfungsbetrieb hinzugezogen werden.

Durch umsichtiges Verhalten, schnelle Reaktion und die Zusammenarbeit von Bürgerschaft und Verwaltung kann ein Rattenbefall wirkungsvoll und umweltschonend eingedämmt werden.

 

Exkurs: Ratten als Krankheitsüberträger – Was ist wirklich dran?

Ratten stehen seit Jahrhunderten im Verdacht, Krankheiten zu verbreiten. Berühmt ist vor allem ihre Verbindung zur Pest im Mittelalter. Heute wissen wir: Nicht die Ratten selbst übertrugen die Pest, sondern infizierte Flöhe. Dennoch bleibt die Frage berechtigt: Können Ratten heute noch Krankheiten auf den Menschen übertragen?

Ratten können tatsächlich Träger und Überträger verschiedener Krankheitserreger sein – über Kot, Urin, Speichel, Parasiten (wie Flöhe oder Zecken) oder durch Bisse. Einige bekannte Krankheiten, die mit Ratten in Verbindung gebracht werden, sind:

  • Leptospirose (Weil’sche Krankheit): Bakterielle Infektion, die über Urin von Ratten (z. B. in Pfützen) übertragen werden kann. In schweren Fällen kann sie Leber oder Nieren schädigen, und für Hunde ist sie besonders gefährlich.
  • Hantaviren: Übertragung durch das Einatmen von virushaltigem Staub aus getrocknetem Kot oder Urin infizierter Nagetiere. Kann zu Fieber und Nierenproblemen führen.
  • Salmonellose: Wird übertragen über Kontakt mit kontaminierten Lebensmitteln oder Oberflächen.
  • Tollwut: Ist bei Ratten sehr selten und in der Praxis kaum ein Risiko.
  • Trichinose / Parasiten: In rohem oder unzureichend gegartem Fleisch von Tieren, die sich von Ratten ernährt haben, könnten Trichinen vorkommen. In Deutschland ist das aber extrem selten.
  • Rattenbiss-Fieber: Kommt nach Rattenbissen oder Kontakt mit Sekreten vor, ist aber in Europa sehr selten.

 

Daher: Kein Grund zur Panik

Infektionen durch Ratten sind sehr selten, insbesondere in Europa, wo Hygienestandards hoch sind. Das größte Infektionsrisiko besteht bei direktem Kontakt mit Ratten oder ihren Ausscheidungen, z. B. in schlecht gewarteten Lagern, Kellern oder Stallungen. In Haushalten oder im urbanen Alltag besteht bei normaler Hygiene kaum ein Risiko.